Sapperlot. Gar kein leichtes Unterfangen in den
letzten Wochen und Monaten in der Stadt noch einen halbwegs kulturstreßfreien Kopf zu
bewahren. Europäischer Kulturmonat, Ars Electronica, Brucknerfest, Tag der Offenen Tür,
Klangwolken, heuer gleich 3 - Avantgarde, Klassisch und für Kinder, Linzer
Kulturentwicklungsplan zur Diskussion, europäische Kulturminister im Design-Center,
EU-Parlamentarierinnen im
AEC, Kulturkonferenzen, Kultursymposien, allerorts Kunst und Kultur im äffentlichen Raum.
... aehm - ist unsere 240.000-Seelen-Stadt etwa zu einer Metropole mutiert? ...
"Mach dir keine
Sorgen" sagte mein Freund im Chat, "... die Augen der Welt ruhen anderswo".
Und in der Tat ist hier auch von keiner Millionenstadt mit internationalem Format die
Rede, sondern von den Ergebnissen einer rührigen städtischen Kulturpolitik und
-beamtenschaft. Linz auf dem Weg zur Kulturstadt im Wettkampf um die Gunst
"Europas". Linz stinkt nicht mehr, "in Linz beginnt's"! Die Stadt
sieht sich am Wendepunkt von der Industriestadt zur Kulturstadt und als Auftakt dazu gibt's gleich einmal VOLLES PROGRAMM. 2000
Künstler (so die anläßlich Pressekonferenzen von den Kulturamtsmitarbeitern immer
wieder stolz präsentierte Zahl) im Dienste der Sache beim Festival "Europäischer
Kulturmonat Linz September 1998", die europäischen Kulturminister in der Stadt,
obwohl auch andere ästerreichische Städte um sie buhlten. Und als Grundlage noch ein
Kulturentwicklungsplan, der per Gemeinderatsbeschluß die Leitlinien der städtischen
Kulturpolitik für die nächsten 10-15 Jahre festlegen soll.
Dieser Plan - an und für sich ein lobenswertes
Unterfangen, befindet sich noch im Zustand des Entwurfes und ruft einiges an Fragen
hervor. Die Stadtwerkstatt, wie viele andere dazu aufgefordert, sich an der Diskussion zu
beteiligen, sprach darüber mit Kollegen und Kolleginnen aus der Szene. Siehe den Beitrag:
KEP.
Unter den oben zitierten 2000 Künstlern befand
sich natürlich auch die Stadtwerkstatt. ClickScape98 - Ansichten von Linz - Clickable
Public Space hieß unser Projekt. Ein sogenanntes "Netzprojekt", bei dem über
Internet in den äffentlichen Raum eingegriffen werden konnte. Erfolg bescherte uns vor
allem die gelungene Realisierung einer komplizierten technischen Anlage (übers Internet
aus- und einschaltbare Lampen in allen 104 Fenstern eines am gegenüberliegenden Ufer der
Donau befindlichen Bürohochhauses). ClickScape98 war aber darüber hinaus ein sehr
präzises Public Acces Projekt. Zur Verfügung gestellt wurde ein Instrumentarium unter
der Adresse http://www.servus.at/clickscape98, mit dem jeder InternetUser weltweit sich in
die Stadt klicken konnte und mit seinen Mausklicks das Werk lebendig machte. Eine kleine
Dokumentation.
Weiters in diesem Versorger ein Nachruf auf Max
Zellinger, der heuer am 6. Juni verstorben ist. Max, der meistens auf einem Bankerl an der
Donau anzutreffen war, sich keine Sorgen über Kunst und Kultur machte, mäglicherweise
nicht einmal über sein eigenes Leben, ist nun tot. Genauso wie das alte Alt-Urfahr-Ost,
in dem die Stadtwerkstatt aufwuchs. Und Max war Teil davon.
Sang- und klanglos von der Bühne verschwunden
ist die ambitionierte Stadtzeitung hillinger. Mit ihr ist ein Sprachrohr für zahlreiche
Bereiche der Subkultur, der Postmoderne, soziale und politische Themen verloren gegangen.
Ein kleiner Trost - eines der Gründungsmitglieder des hillinger, Kurt Holzinger, zählt
zu unseren neuen Kollegen. Und - diesmal auch ein echter "Stevie"-Cartoon im
VERSORGER.
Radio FRO sendet seit 6.9.1998 im
Testlauf.offizielle Programmstart ist am 17.10.1998. Zum Auftakt gab's Ars Radio - eine
Kooperation zwischen Radio FRO und dem
1 Kunstradio - das fast 1 Woche lang 24
Stunden live aus dem Brucknerhaus und anschließend aus der Stadtwerkstatt auf der
Frequenz von Radio FRO, 105,0 MHZ on air war.zum Radio im VERSTÄRKER.
So l o n g .
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G.K. |