Franz Penz (ISP Wien atnet)


VERSORGER: Was machst Du?

Was ich mach? Internet-Zugänge. Da gibts viele Rechner, die sind verbunden durch Leitungen - kurze und lange, dicke und dünne, und da hängen viele Benutzer dran. Die hängen sich da mit eigenen Leitungen dran und wählen sich rein. Die Hälfte wählt sich rein und die andere Hälfte baut die eigenen Leitungen dazu. Dadurch entsteht nach und nach ein Netz, das über die ganze Stadt geht und auch ein bißchen hinaus. ... "Vienna backbone service" ist einfach eine Produktbezeichnung, und was die Post wahrscheinlich ein bißchen verwirrt, ist, daß es nicht einen Betreiber gibt, dem alle Leitungen gehören oder der alle Leitungen von der Post mietet, sondern daß jeder Benutzer seine Leitung mietet. Dadurch hat die Post es mit sehr vielen verschiedenen Personen und Institutionen zu tun. Vom Underground bis zu seriösen Firmen, Schulen, Vereine, Privatpersonen - quer durch. Jeder hat seine Leitung und hängt an Modems dran. Und mir kommt vor, sie verstehen nicht ganz, was das soll. Das ist wahrscheinlich zu neu, für die Post, zu ungewohnt.

Da hats ja in letzter Zeit bei euch Aufruhr gegeben, von wegen Post und Modems?

Post und Modems, das ist ein bißchen schwierig momentan. Die Leitungen sollen schnell sein. Laut Gesetz müssen alle Fernmeldeeinrichtungen, die man an das öffentliche Leitungsnetz anschließt, zugelassen und entsprechend gekennzeichnet sein. Die schnellen Modems erfüllen keine Norm, das heißt, es ist nicht möglich, sie zuzulassen nach den momentan geltenden fernmeldetechnischen Verordnungen. Man kann so ein Pickerl gar nicht bekommen, um das Ding entsprechend richtig zu kennzeichnen. Das trifft uns genauso wie die Post selbst, die natürlich auch moderne Dienste anbieten will und dadurch auch solche Modems einsetzt.

Was ist passiert?

Der Meßdienst hat eine Anzeige bei der Fernmeldebehörde getätigt, das heißt, die haben dann reagieren müssen, sind gekommen, haben festgestellt, daß da Modems ohne entsprechende Kennzeichnung am heiligen öffentlichen Fernsprechnetz angeschlossen sind - das ist der Status, mehr ist bisher nicht passiert.

Wieviel Prozent von Wien deckt ihr schon ab?

Usermäßig sind wir nicht so groß, aber flächenmäßig. Das Stadtzentrum ist ganz gut versorgt, die größeren Randbezirke noch schlechter. Ich schätz, daß wir die Hälfte gut versorgen können, bei der anderen Hälfte haben wir Probleme. Die Leitungen werden länger und dadurch kann man nicht so schnelle Geschwindigkeiten über die Leitungen zustande bringen.

Was hältst du von der Beschlagnahmung und der Diskussion heute?

Ich glaube, es gibt grundsätzliche Fragen, die ungelöst sind. Das hat man auch in der Diskussion gesehen. Der Herr vom Ministerium ist eigentlich überhaupt nicht auf die Fragen eingegangen. Es gibt da ein VerstÄndigungsproblem. Meiner Meinung nach müßte man sich einmal überlegen, ob man wirklich den Besitz oder die Verbreitung von Information überhaupt strafbar machen oder sich doch lieber nur auf die Herstellung der sogenannten "verbotenen Inhalte" konzentrieren sollte. Nicht das Einbringen, sondern die Herstellung ist ja das, was man nicht will und durch die Verbreitung wird es ja eigentlich möglich, die Quelle zu finden. Wenn man die Verbreitung unterbindet, kann man auch die Quelle nicht finden. Das ist aber eine grundsätzliche Frage, die wirklich noch unter die Gesetzesebene geht - da muß man grundlegend etwas ändern.

Am Schluß wurde noch kurz vom Herrn Dr. Litzka die Frage der Imaginierung angesprochen - wo ist jetzt die Realität, im Endeffekt ist es nur die Phantasie, so könnte es auch interpretiert werden.

Ja, ich sehe das auch so. Die Informationen muß man erst interpretieren. Das heißt, das Bitmuster f�r sich alleine kann doch wohl nicht strafbar sein, wenn man nicht weiß, wie man es interpretiert, liest oder mit welchem Programm man es anschaut. Und da ist es dann schon sehr fraglich, was das soll.

Was ist f�r dich das Spannende und Faszinierende am Internet?

Das Spannende ist, was Neues zu machen, momentan wirds eh schon zu viel, weil zu viele Benutzer das Gleiche wollen, da muß man sich was Neues einfallen lassen.

Was könnte das sein oder was verstehst Du unter was Neuem?

Wie ich angefangen habe, war ja vom Internet noch nicht wirklich die Rede, das war nur etwas, das im Raum stand. So auf die Art: okay, das gibts auch. Das war ziemlich genau vor drei Jahren. Und dann ist irgendwie das Internet über mich drübergerollt und ich habe begonnen, Internet-Zugänge zu machen. Zuerst Wählzugänge, und dann hab ich mir gedacht, eigentlich ist das schon ein qualitativer Unterschied, ob man den GebührenzÄhler einer Telefonleitung ticken hört oder ob die Mail auf einen zukommt, daß es piepst, wenn sie da ist. Meine Idee war dann, jeder sollte eine Standleitung haben und ich begann, möglichst günstig Standleitungen anzubieten. Zuerst hauptsächlich ISDN Standleitungen, die jedoch relativ kostspielig sind und deren Bandbreite beschränkt ist. Entdeckt haben wir dann analoge Datenleitungen, die nicht explizit im Angebot der Post drinnnen stehen und darauf eben private Modems. Dadurch konnten wir wesentlich schnellere Bandbreiten realisieren. Da die Längen bei diesen analogen Standleitungen kurz sein müssen, hat sich die "vbs"-Idee entwickelt, von Benutzer zu Benutzer ein Netz aufzubauen. Das heißt, es gibt nicht einen zentralen Punkt, von dem man sternförmig weggeht zu allen anderen, sondern es wird ein vermaschtes Netz gebaut. Hier muß man jetzt weiter entwickeln. ... Es gibt viele Ideen, aber es stellt sich die Frage, was im Endeffekt realistisch ist. Sollen wir jetzt einen Satelliten bauen oder sollen wir lieber versuchen, eigene Leitungen einzugraben oder sollen wir ganz was anderes machen ...?

Wozu benützt du das Internet in erster Linie?

Um die Benutzer anzubinden! Ich such schon selber auch ab und zu irgendwas - z.B. wie ich den einen Apple zerlegen könnte, aber praktisch nur für die Systemadministration. Die Informationen des Internets verwende ich, um die Systeme zu konfigurieren, also um technische Fragen zu beantworten.

Aus welcher Branche kommst Du?

Ich war vorher Assistent auf der Uni und dann im Ausland mit einem Forschungsstipendium im Bereich Informatik, Benutzeroberflächen und Software-Entwicklung. Netzwerk war für mich, wie ich mit der Firma begonnen hab, neu. Ich habe das Internet im Ausland kennengelernt als Kommunikationsmittel mit der Heimat und dadurch als wertvolles Werkzeug schätzen gelernt.

Hast Du keine akademische Karriere angestrebt?

War irgendwann einmal zu fad. Ich war sechs Jahre auf der Uni Assistent. Als wir die ersten Dinge zu wiederholen begonnen haben, hab ich mir gedacht, jetzt ist es Zeit, was Neues zu machen. ...