MAX IST...

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MAX IN ERINNERUNG, EIN FREUND ERZÄHLT

mir tut es leid um max, ich lese immer die todesanzeigen in der korrekt zeitung, die kleine zeitung, die in der rundschau drin liegt, ich bin gott sei dank im bett gelegen, sonst hätte es mich umgehaut.

Ich habe ihn schon vierzehn tage vermißt, ich habe sämtliche plätze aufgesucht, wo er immer mit seinen habaras verkehrt ist, ich war ja in den letzten zwei jahren nicht mehr dabei, denn gewisse andere typen habe ich nicht wollen, die haben sich bis zur bewußtlosigkeit angesoffen, seine plätze waren beim landesmuseum, im park hinterm parkbad und überhaupt an der donaulände, beim springbrunnen und so weiter, in urfahr an der bank nummero eins am radweg, aus maus, gefunden hab ich ihn nicht und da wußte ich, daß irgend etwas passiert sein muß, vorahnung und ende der durchsage.

max war einfach ein mensch wie er sein soll, einfach ein mensch

er hat eben sein eigenes leben geführt,
er war freundlich und ein kamerad,
er hat niemand was zuleide getan,
er hat mit anderen menschen, die auch nichts oder wenig gehabt haben, geteilt,
er hat alles geteilt, er hat jede zigarette geteilt, jedes bier,
er hat alles zu lapidar genommen, ein gewisser egalismus und wurstigkeitsgefühl,
er hat auch gar nicht versucht was aufzubauen,
der biß und kampfgeist hat ihm gefehlt, daß er mit seinem leben was macht.

daß es so war, der grund war der:
als bursche, als lehrling, hat er autosattlerei gelernt und mit auszeichnung bestanden, da hat er mit 17 jahren im gasthaus, das berühmte, "die blaue", ein hurenbeisl, eine dschunke, dort, wo heute an der donaulände die oberbank steht, damals in den 60er, da war ein kleiner gastgarten, dort hat er immer verkehrt, also zu einer zeit, da ich ihn noch nicht kannte.

da sind sie da an die donau, da waren schotterbänke und schwemmland, da waren sie im sommer baden, sind von der eisenbahnbrücke hinuntergesprungen, zu den schiffen geschwommen, die alten raddampfer haben noch wellen erzeugt, und sie sind wellen geschwommen, natürlich war da immer ein hollodrio und eine gaudi, da hat er eine freundin gehabt in der "blauen", seine große liebe, die ist mit dem auto gefahren und die hat sich dastessen, ist tödlich verunglückt, das war auch sein unglück und er hat sich in seinem weiteren leben keinen sinn mehr gefunden, so sehe ich das als langjähriger freund und bekannter, mit einem mehr brüderlichen verhältnis, ich habe ihm nie was dreingeredet, habe zwar tips gegeben, aber er hat die ratschläge nie umgesetzt, er hat sich nie darum ernsthaft bemüht.

sein vater war ein amerikanischer soldat, max war ein besatzungskind, ich glaube, er ist bei seinen großeltern in der zollamtstraße, in der nähe der blauen, aufgewachsen, ich weiß nicht, ob sein vater gefallen oder nach hause in die staaten abgerissen ist, seine mutter ist früh gestorben und seine tante, die aus steyregg, hat für ihn über das wochenende gekocht und ihm die wäsche gewaschen, er hat immer frische wäsche gehabt, seine cousine hat ihm ein- oder zweimal in der woche die wohnung in der frankstraße aufgeräumt, hat die bettwäsche überzogen und frische wäsche gebracht, und hat sich finanziell um ihn gekümmert und ihm öfters geld geborgt.

lange hat er keine wohnung gehabt und jahrelang in der kälte geschlafen, er hat im freien, in abbruchhäusern, einfach irgendwo im wald in einer jaggahütte übernachtet, das war vielleicht auch ausschlaggebend für seinen niedergang, die langen belastungen von kälte, eis und schnee, ihm war es wurscht ob es gehagelt oder gestürmt hat, ihm war alles wurscht, unglaublich, ich habe das nie fassen können, daß er sich durch gar nichts hat aufrütteln lassen, er hat auch keine freud gezeigt, und ich habe nie in seinen seelischen kummer hineinsehen können, aber er war einfach besser und menschlicher als viele andere, die glauben unheimlich katholisch und wichtig zu sein, als einfach ein mensch wie max zellinger.

für mich ist er mit seinem leben nicht fertig geworden, da konnte ihm niemand helfen, er hat nie gestänkert, nie gestritten und ist den sachen wie aggressivität aus dem weg gegangen, er hat sich weggedreht, seine häfenstrafen waren, weil er immer betrunken mit dem fahrrad gefahren ist und das nicht nur einmal, er hatte acht jahre radlverbot, und die strafen, die er nie zahlen konnte, hat er abgesessen, er hat nie was schlechtes getan, er hat geteilt.

jetzt hätte er wahrscheinlich die pension bekommen, er war mit dem sozialamt in verhandlung, weil er ohnehin arbeitsunfähig war, jeden freitag, jetzt hätte er ein schäneres leben vor sich gehabt, aber er ist abberufen worden, ich weiß nicht wohin, weil eben der herrgott mit ihm was anderes vorgehabt hat, ich hoffe, daß es ihm gut geht, und ich schließe ihn in mein gebet ein, weil wir doch ein stück des weges gemeinsam gegangen sind.

ein lieber brüderlicher freund

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