MAX IST
max01.jpg (9622 bytes) Max Zellinger ist am 6. 6. 1998 an den Folgen eines Herzinfarktes im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern gestorben. Vierzehn Tage vor seinem Tod war er mit fortgeschrittenem Leberkrebs ins Spital gebracht worden. Er mußte nicht lange leiden. Noch ein halbes Jahr zuvor freute er sich riesig, seinen 50. Geburtstag zu feiern und zu erleben, obwohl oft Freunde ihm einen frühen Tod vorhergesagt hatten.

Das Begräbnis am 10.6. fand im Kreis der loyal verbliebenen Familienangehärigen und sechs Mitbewohnern aus dem B37 statt. Der Pfarrer der Altkatholiken hielt die Grabrede. Max liegt nun am Barbarafriedhof in der Sektion 13 im Grab 316.

Max Zellinger ist am 24.1.1948 in Linz geboren, ein Nachkriegs- und Besatzungskind. Sein Vater, ein G.I., der bald nach Amerika zurückkehrte und später dann in Korea oder in Vietnam fiel. Max heißt eigentlich Hans Joachim Hohensinn. Als Bub wurde er von einer Tante adoptiert und in Scheinsorge genommen, damit seine Mutter, die alleine nach Amerika wollte, ausreisen konnte. Seitdem hieß er Hans Zellinger. Aufgewachsen ist er jedoch bei seinen Großeltern.

Nach Volks- und Hauptschule absolvierte er eine Lehre als Autosattler mit Erfolg. Zwei Jahre in der Vöest endeten mit Krach. Max fühlte sich von einem Vorgesetzten ungerecht behandelt und gab den Job auf. Von nun an arbeitete er nur mehr unregelmäßig. Bei einer Liebesgeschichte ertappt, flüchtete er vorm gehörnten Ehemann über Fassaden und Dächer, wurde von der Polizei aufgehalten, und die Geschichte erschien tags darauf unter dem Titel "Klettermax" in der Kronenzeitung. Seither ist sein Spitzname Max.

Aber sie nannten ihn auch Elvis. Er war ein junger Mann mit Schlurf. Fotografien zeugen davon, wie er abgebildet mit Gitarre einen echten Rock&Roller abgab. Gelegentlich wird seine Tante in Steyregg noch heute nach Elvis gefragt. Diese Tante war es auch, die ihren Eltern am Totenbett versprochen hatte, für Max zu sorgen. Sie, der Onkel und die Kusine waren die einzigen Bande, die er sein Lebtag lang nicht brach. Sonntäglich wurde er entweder mit dem Auto geholt, oder fuhr mit dem Rad hin, bekam Essen, frische Wäsche, und das Notwendigste, was er brauchte. Er vergaß nie auf den Geburtstag seiner Tante und tauchte immer mit Rosen auf. Frau Eichinger vermißt ihn.

6 Jahre lang bezog Max unregelmäßig Sozialhilfe. Sein geplagter Beamter vom Sozialamt meint in einem Telefonat: "Es wäre mit ihm noch einiges drinnen gewesen. Da aber Tag und Jahr Hunderte kommen, kann man keine wirkliche Betreuung leisten und sieht den Mißerfolg. Auf Dauer nagt es an einem, wenn die Klienten noch im Urzustand sind und immer wieder kommen. Ich fühle mich wie ein Holzfäller, der jeden Tag die tags zuvor gefällten Bäume wieder stehen sieht. Ich habe Max auch des öfteren auf einer Bank am Radweg in Urfahr sitzen gesehen, wo er in die Fluten starrte. Es war nix da, was ihn motiviert hätte".
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Schwerwiegend war auch das Radfahrverbot, welches Max sich nach wiederholten Verkehrskontrollen und Verweigerungen des Alkoholtests einhandelte. Am 13. 11. 1990 sprach die Bundespolizeidirektion Linz ein Verbot des Lenkens von Fahrzeugen ausg und verdonnerte ihn zu einer Strafe von 56.000.- Schilling. Laut Straßenverkehrsordnung wurde ihm, wegen Gefahr im Verzug das Lenken von Fahrzeugen, die ohne besondere Berechtigung gelenkt werden dürfen (Fahrrad) auf die Dauer von 8 Jahren ab 23.11.1990 ausdrücklich verboten.

Wann Max in der Stadtwerkstatt aufgetaucht ist, hat sich auch im Zuge der Recherche nicht eruieren lassen. Aber er dürfte sich ca. von 1985-1993 hier aufgehalten haben. Er war guter Geist des Hauses und hat sich oft um den Dreck anderer gekümmert. Zeitweilig im Haus beschäftigt, hat er sich so sein Zubrot verdient. Max war auch an der Stadtwerkstatt-Kunst beteiligt.
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Eine der bekanntesten Stellen bei Stadtwerkstatt-TV: Max fängt eine virtuelle Zigarette oder zerbirst eine Bierflasche im Schraubstock. Ebenso ist er in Zeichnungen von Hauenschild/Ritter abgebildet: "Max und Apfelblüten" und "Doppelmax" vor dem Hintergrund des Innenraums der Florianer Stiftskirche. Bei der Aufarbeitung seiner eigenen Geschichte finden wir Max als Siegfried bei "Checkpoint 95" auf der Nibelungenbrücke, wo er im amerikanischen Sektor den Veteran Leo Glückselig aus und in New York fragte: "Where is my daddy".

Nachdem Max seine Wohnung in der Frankstraße verloren hatte, verbrachte er die letzten Jahre im B37. Er war relativ viel unterwegs, in der Wohngemeinschaft beliebt und bekannt. Er hat nie etwas gebraucht oder beansprucht. Wenn er im Haus war, war er meist im Zimmer und zurückgezogen. Bald in der Früh verließ er das B37 und kehrte regelmäßig abends zurück.

Wir erfuhren erst Wochen später von seinem Tod. Was das Leben und Sterben von Max für Gedanken auslöst, erzählen uns Werner Katzmaier, der wahrscheinlich von uns den engsten Kontakt mit ihm hatte und ein Freund, der jahrelang mit Max rumgezogen ist und regelmäßig mit ihm in Kontakt war.

Wir alle gedenken Max.

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