KULTURENTWICKLUNGSPLAN LINZ |
KULTURENTWICKLUNGSPLAN? WÄR JA NICHT SCHLECHT Gespräch mit Eugenie Kain Grundsätzlich wäre es nicht schlecht, wenn es einen Kulturentwicklungsplan gäbe.der vorliegende Plan vom Kulturamt ist in Wirklichkeit kein Kulturentwicklungsplan. Ich habe ihn gelesen. Er ist eine Bestandsaufnahme, die jedoch nicht vollständig ist, insofern weil er ja von einem bestimmten Kulturbegriff ausgeht, der nicht ganz der meine ist. Und wenn man schon vom Wort ausgeht, es gäbe hier was zu "entwickeln", so müßte auch auf die Defizite eingegangen werden. Z.B. das neue Musiktheater oder Opernhaus, obwohl es ein solches vielleicht doch geben sollte, wenn man an die Musiker vom Landestheater denkt, die kaum noch Platz finden im jetztigen Orchestergraben. Aber für mich hätte es wichtigere Sachen gegeben. Ich bin gespannt , was sich da wirklich entwickelt - außer ein Plan. Kein Ort für literarischen Diskurs Ich habe im Rahmen der Literaten die Diskussion ein
bisserl verfolgt. Auch da habe ich das Gefühl, daß sich nicht sehr viel entwickeln wird.
Denn es heißt immer: "Für dies gibt es kein Geld, für das gibt es kein Geld, und
jenes muß nocheinmal diskutiert werden, und das ist nicht ausgereift". Die
Literaturschaffenden waren konkret eingeladen, auch Visionen darzubringen, denn ein
Kulturentwicklungsplan braucht ja auch Visionen. Nur wenn ein bisserl was Visionäreres
gekommen ist, wie z.B. ein Literaturhaus, was ja eh nicht gar so visionär ist, hat es
sofort geheißen "Das kann nicht das Thema sein. Das ist zu weit weg". In Linz
kann momentan kein literarischer Diskurs stattfinden. Denn es gibt zwar verschiedene
Veranstaltungsorte, aber keine Orte von der Stadt Linz, wo man über Literatur diskutieren
kann, wo man neue Formen und Gedanken vorstellen kann, wo auch eine Produktion ermöglicht
wird und wieder Platz für StadtschreiberInnen sein könnte. So ein Ort wäre für Linz
sehr wichtig, weil hier ja keine geisteswissenschaftliche Fakultät vorhanden ist. Paßt denn da alles rein? In Linz haben wir momentan einen sehr
sozialdemokratischen Kulturbegriff, d. h. einen sehr beliebigen Kulturbegriff, wo
scheinbar alles reinpaßt. Aber bei genauerer Betrachtung paßt auch viel nicht hinein,
also eine konkrete Auseinandersetzung um künstlerische und auch politische Inhalte. Da
wird es knapp in dem beliebigen Kulturbegriff. Alles, was mit Feuerwerken, Wasserfällen
und Schiffahrten zu tun hat, geht jedoch immer rein. Kein starker Abgang Der "hillinger" war eine schöne und auch spannende Zeitung. Ich habe mitgearbeitet, weil mich vor allem der Arbeits- und Diskussionsprozeß interessiert hat und weil der "hillinger" etwas war, das es vorher in Linz nicht gegeben hatte. Es ist schade, daß es ihn nicht mehr gibt. Aber das gehört wohl auch zu Linz dazu. Man kann ja so nebenbei und unbezahlt keine Zeitung auf Dauer herausgeben. Vielleicht war der "hillinger" ja eine Zeitung, die Linz noch nicht verdient. Ich hätte ihm aber einen starken Abgang gewünscht und nicht, daß er so sang- und klanglos verschwindet. Eugenie Kain ist Schriftstellerin und
Journalistin. |