KULTURENTWICKLUNGSPLAN LINZ |
BAUPLAN Gespräch mit Just Merit |
Der KEP ist kein
Kulturentwicklungsplan, sondern ein Bauplan, dem das Mascherl von Kulturentwicklung
verpaßt wird. Bauprojekte sind im Moment leichter zu färdern, wenn sie kulturellen
Zwecken dienen sollen. Das ist moderner, glaubt man in Linz. Gebaut werden sollen ein paar
Großgebäude, z.B das Opernhaus und ein "Linzer MOMA" als nächstes
Hype-Zentrum (die Neue Galerie siecht ja nicht dahin, weil sie schlechten Raum hat,
sondern schlechtes Programm). Etikettenschwindel Der Etikettenschwindel zieht sich seit längerem durch. Posthof, OK, AEC - immer ist es Förderung an die Bauwirtschaft, die verkauft wird als Förderung einer Kulturstruktur. Keiner dieser Bauten hat wesentlich etwas verändert an den Strukturen, die von den Künstlern genutzt werden können. Nett, wenn einmal im Jahr im OK Video gemacht werden kann, aber dafür brauche ich den Bau nicht. Nett, wenn eine Band einmal im Posthof spielen kann, und die Aussicht hat, in fünf Jahren vielleicht einmal einen Proberaum zu bekommen. Aber wenn eine Band etwa beim Heimspiel nur 3.000 Schilling kriegt dafür, dann wurde Mehrwert erwirtschaftet. Weil der Posthof extra Subventionen kriegt für das, was die lokalen Musiker/Künstler dort tun, stellt sich die Frage, wohin wandert der Mehrwehrt? Ea ist kein Problem, wenn man den
Posthof fördert, wenn man will, daß internationale Kultur hier ist und das Niveau der
Stadt gehoben werden soll. Das hat aber nichts mit der Förderung einer regionalen
Musikszene zu tun. O.K. ist auch, das OK zu fördern, weil wir eine internationale
Galerie wollen - was aber wieder nichts mit der Förderung einer regionalen Kultur zu tun
hat. Weil die nichts davon hat. Das Argument, daß die regionalen Leute hier eine Chance
kriegen, sich mit "internationalen Leuten zu messen", laß ich nicht gelten,
weder müssen sich die regionalen Künstler verstecken, noch braucht man regionalen
Kulturimperialismus als Förderung verkaufen, weil die lokalen Leute sowieso immer weniger
Geld kriegen als sogenannte internationale Stars. Vergleiche dazu auch die
Gratis-Bespielung einer Stifter-Galerie durch Studenten der Kunsthochschule. Schwarzenegger for President? Identifikation entsteht nur durch inhaltliche Auseinandersetzung, durch Förderung von Strukturen und nur mit etwas, zu dem ich inhaltlich stehe, nicht dann, wenn ich mir ein Spektakel anschaue. Aufgabe der Kunst ist es, Identität in Frage zu stellen. Als geschickter Kulturpolitiker müßte man den Diskurs aus der Kunstecke über Identität fördern. Identität durch Kultur ist mir egal. Ob Linz oder Grammatneusiedl is mir wurscht. Sophie Rois, gefragt über die Auswirkung ihrer Besetzung als Buhlschaft auf ihre Karriere, lieferte ein schönes Zitat: "Die Festspiele interssieren doch außerhalb Österreichs keine Sau." Nur wo ein Diskurs ermöglicht wird, entsteht vielleicht so was wie "kulturelle Identität", weil inhaltliche Auseinandersetzung über die Arbeiten stattfindet. Dadurch hatte auch Linz mit der ARS einen guten Ruf. KünstlerInnen, die als Gäste zur ARS kommen, erwarten sich aber einen spannenden Diskurs, Auseinandersetzung mit ihrer Arbeit. Wenn sie aber finden, daß sie hier nur ein Spektakel abliefern sollen und es zu keiner Auseinandersetzung kommt, dann wollen sie eben nur ihr Geld kassieren. Ich spreche hier aus eigener Erfahrung, wie«s uns an anderen Plätzen oft ergeht. Eine andere Möglichkeit Identität zu stiften, wäre natürlich Schwarzenegger zum Präsidenten zu wählen. Die Öffentliche Hand als Hollywood Eine Trennung zum KEP-Kulturbegriff ziehe ich dort, wo es nur um Unterhaltung geht im herkämmlichen Sinn. Also wenn es nur darum geht, Menschen kurzfristig in eine bestimmte positive Stimmung zu versetzen, dann fällt das unter Unterhaltung. Das ist etwas, was es geben muß und soll, was den Leuten aber etwas wert ist, wenn sie es wollen. Und es wird ziemlich abgedeckt von kommerziellen Strukturen, die es gibt. Die öffentliche Hand ist dafür da, daß sie gesellschaftliche Gestaltung ermöglicht. Der Kunstentwicklungsplan ermöglicht eine Gestaltung nur in sehr einseitiger Richtung. Also Repräsentationsfunktion nach außen und Unterhaltungswert nach innen. Nach innen werden wir alle in Spektakeln abgefüllt. Es geht um "Erlebniskultur". Wir wissen aber genau, von wem und wann diese benutzt worden ist - mit dem Ziel, bestimmte Teile des Vorhirns auszuschalten. Da geht's nicht mehr darum, den Diskurs zu hinterfragen, inhaltliche Auseinandersetzungen anzuregen, sondern nur mehr ums Abfüllen. Dadurch fehlt gesellschaftliche Gestaltung, weil die Gesellschaft durch Erlebnis- und Spektakelkultur retardiert. Wir haben als "europäisch denkende Menschen" den Auftrag zu sagen, darum geht es uns nicht. Sonst machen wir das, was der Weltkapitalismus macht. Die öffentliche Hand tritt als Konkurrent auf zum Kapitalismus. Die öffentliche Hand tut so, als wäre sie Hollywood. Einer Auseinandersetzung wird kein Platz mehr gegeben. Man hat Angst davor, zu diskutieren. Eine Kritik an AEC, Posthof, OK trifft immer die Kulturmanager persönlich. Jede Kritik wird persönlich genommen. Im Kommerz wird ein Diskurs oft noch eher zugelassen, weil man weiß, es ist gute Werbung, also wird er bewußt genutzt. Autonomie der Kunst Wie sichern sie denn die Autonomie der Kunst? Wenn du die Kunst immer nur einbeziehst, wenn du sie brauchst, damit ein Spektakel entsteht, ist es Vereinnahmung und nicht Autonomie. Viele Schweizerkracher: Ein Feuerwerk Der EU-Kulturmonat ist Spektakelkultur: Jeder macht seine 7 Schweizerkracher und zusammen entsteht dann auch ein Feuerwerk. Es wird beim Eukult nie über Inhalt geredet, sondern immer nur von Massen ("2000 Künstler sind beteiligt!"). "Der Inhalt ist die Welt." Just Merit (Contained, Times Up)
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