KULTURENTWICKLUNGSPLAN LINZ |
ALL WORKING FOR THE COMPANY |
Linz auf der Suche nach Identit�t durch Kultur. "Linz ist an einem Endpunkt angelangt. Nach Jahrzehnten der 'minderwertigen' Selbsteinsch�tzung als Industriestadt hat sich neues Selbstbewu�tsein breitgemacht." B�rgermeister Dr. Dobusch bei der Er�ffnung des Europ�ischen Kulturmonats. "Denn die zunehmende St�dtekonkurrenz im Europa der Regionen erfordert die Herausarbeitung und St�rkung einer unverwechselbaren Identit�t." (Zitat: Vorwort des Kulturentwicklungsplans Linz, Grundlagenentwurf, Dr. Dobusch und Dr. Reinhard Dyk.) Der Kulturentwicklungsplan (KEP) soll vor allem der "Entwicklung einer linz-spezifischen kulturellen 'Corporate Identity' und der Ermunterung und F�rderung von kulturellen und k�nstlerischen Ideen" dienen. (Zitat KEP: Vorwort). diesem Zwecke werden inhaltliche Schwerpunkte gesetzt, wie u.a. "Kultur und Technologie", "Kultur und offene R�ume" bis hin zu "Professionalit�t". Damit "der Ausbau einer spezifischen kulturellen Corporate Identy" "nachhaltig erfolgreich sein" kann, mu� ein "breiter Konsens �ber ihre Ausrichtung erzielt" werden und die "qualitativ hochstehende Umsetzung in konkrete Projekte" gelingen. Gew�nscht wird somit eine "Durchdringung des Kultur- und Kunstlebens" mit diesen Schwerpunkten. Gute Dienste hiebei soll die "Initiierung von Linz-spezifischen Leitprojekte(n)" leisten. KULTUSTADT LINZ GMBH Wobei man nat�rlich nicht ohne "Ermunterung und F�rderungen von Basisinitiativen, deren kulturelle Aktivit�ten letzlich das permanente Fundament bilden, welches die Leitprojekte wesentlich mittr�gt" auskommen wird. Die freie Kunst- und Kulturszene mu� sich also, will sie zu F�rderungen kommen, in die Leitprojekte des Unternehmens "Kulturstadt Linz GmbH" einspannen lassen und voll des Konsenses den Leit-Song anstimmen: "we're all working for the company and it�s corporate identity".neue Corporate Identity von Linz, f�r die Kunst und Kultur instrumentalisiert werden, erf�llt nat�rlich auch eine wichtige Aufgabe, wenn es um die Attraktivierung und Beh�bschung des Wirtschaftsstandorts Linz geht: Den hochqualifizierten Mitarbeitern hochqualifizierter Unternehmen mu� etwas geboten werden. Sie sollen lustwandeln in einem "Kulturpark" an der Donau, wo ihnen zahlreiche neu zu etablierende Einrichtungen, an prominenter Stelle das unvermeidliche Musiktheater, die Neue Galerie neu usw., dabei helfen, die "Armseligkeit und Krankhaftigkeit" (H. Marcuse) des Lebens durch das Kunsterlebnis zu kompensieren. "DAS GESCHW�TZ VON DER IDENTIT�T"... ...(Michael Scharang) zielt immer auf ein "mir san mir", auf Abgrenzung und Ausschlu�. "Braucht man Identit�t?", fragt Georg See�len in "Natural Born Nazis", "Oder ist sie eine Schim�re, das schon lauernde faschisierende Gef�� in den L�chern der Seele? Identit�t ist ein seltsamer Proze� zwischen der Wahrnehmung der Welt und der Idee davon, von ihr wahrgezu werden: Je mehr man sich angesehen f�hlt, desto mehr 'Identit�t' meint man wohl zu brauchen, je mehr man zu blicken tr�umt, scheint sie einem fragw�rdig;...".Konvolut des KEP sammelt eine Menge an W�nschen, von der Welt oder zumindest von der EU wahrgenommen zu werden. (Gro�-)Projekte, Events, Bauten erscheinen den VerfasserInnen zur Verwirklichung dieser W�nsche die probaten Mittel zu sein. Von F�rderungen von Strukturen, von freien, offenen Fl�chen und R�umen, die den "Traum zu blicken" erm�glichen, ist im KEP nicht die Rede. Die Ausf�hrung dieses KEP birgt so die Gefahr der Stagnation, des Stillstands. "Der B�rger auf der Suche nach seiner Identit�t, st��t immer nur auf den Tod" (Scharang). Kurt Holzinger |