Neuer Wind für die Freie Szene

Die Regionalradiobehörde tagte am 16.11.1997, um über die Vergabe der Lokal- und Regionalradiolizenzen zu entscheiden. Am Abend versammelten sich mehrere Leute von FRO im Café Strom und warteten gespannt auf das Läuten des Telefons. Interview mit Alex Baratsits

Gabi zu Alex um 23.00 Uhr: Und? Habt ihr schon Nachricht bekommen?

Alex: Ja, jetzt grad. Es schaut so aus, als ob Radio FRO oder Freier Rundfunk OÖ.GmbH eine Lizenz kriegt, für Linz und Umgebung, 100 Watt, Frequenz 105.0 ...

Seit wann arbeitest Du an einem freien Radio?

Alex: Seit Sommer 1991, mehr oder weniger intensiv, aber kontinuierlich.

Welche Bedeutung hat dies nun gesellschaftspolitisch?

Alex: Es ist ein enormer Erfolg. Wir haben jetzt ein Instrument, mit dem wir arbeiten können. Kulturpolitisch war die freie Szene in den letzten Jahren in der Defensive, nur mehr am Verteidigen von bereits innehabenden Positionen. Jetzt ist eine neue Position erkämpft worden. Das ist für das Selbstverständnis sehr wichtig. Aber ich glaube auch, daß durch das Kommunikationsinstrument ein neuer Schub in die Szenerie hineinkommen kann, ein Schub auch an inhaltlicher Entwicklung. Nicht nur die heimische Musikszene, sondern alle erdenklichen Sparten der Kunst und Sozialszene haben nunmehr einen Freiraum im Äther. Radio ist ein sehr billiges und sehr aktuelles Kommunikationsmittel, mit dem man sehr gut arbeiten kann. Ein neuer Wind für die freie Szene...

Ab wann wird gesendet?

Alex: Von der Behörde her ist das Datum 1. April 1998 vorgesehen, ob wir`s bis dahin schaffen, weiß ich nicht. Es sind jetzt noch sehr viele Verhandlungen im Raum, vor allem die Förderungen für den offenen Zugang von der öffentlichen Hand müssen noch ausgehandelt werden. Die Strukturen müssen stehen bis zum Start.

Was ist noch zu tun bis zum Sendebeginn?

Zunächst mußchnische Infrastruktur für einen terrestrischen VierundzwanzigStunden-Betrieb errichtet werden. Das heiß, wir brauchen einen Sender und die Zubringung des Signals vom Studio zum Sender. Weiters müssen einige räumliche Adaptionen in Angriff genommen werden, geplant sind ein zweites Live-Studio und Schnittplätze. Ausgehandelt werden muß auch die Finanzierung, vor allem die Förderung der öffentlichen Hand sowie Sponsoringverträge und Sendezeitenverkauf. FRO braucht auch ein neues Corporate Design und eine PR-Campaign. Wichtig ist eine Programmzeitung als Begleitmedium zum Radio, um die Sendungen entsprechend anzukündigen. FRO ist kein Sender, der durchformatiertes Programm hat, keine vorgeschriebenen BeatsPerMinute oder Längen für Wortpassagen. Zielgruppe ist nicht eine graue, kaufkräftige Masse, sondern es gibt verschiedene kleinere Zielgruppen. Freies Radio ist kein Begleit- oder Sekundärmedium, die Leute sollen sich das Programm anschauen und je nach Interesse gezielt einschalten. Notwendig sind weiters Ausbildungsma&azlig;nahmen und Programm-Macherinnen, die das Radio kontinuierlich in Anspruch nehmen. Redaktionen. Sendeverbund. Möglich sein sollen auch Livezuspielung via Internet, die direkt auf Sendung gehen können. Die Programm-Macherin kann dann von zu Hause aus über Computer eine Sendung live zuspielen. Erste Versuche wurden schon erfolgreich durchgeführt. ...