Teilnehmer reflektieren ihre Erfahrungen


... Beim Konzert am Elmsee, am Ruhetag, ist eine irre Stimmung aufgekommen. Die Leute haben vorher schon bei den Vorbereitungen mitgeholfen, z.B. Holz zu sammeln. Ein Jäger kam des Wegs, schaute finster und wir dachten "oje, der hat sicher was dagegen". Ich bin dann mit ihm ins Gespräch gekommen, es hat ihm sehr gefallen und er wolte sich das anschauen. Er ist lange geblieben und hat sich mit Leuten unterhalten. Auf die Frage, ob wir mit unserer Musik nun die Gemsen verjagt hätten, antwortete er: "Die kommen schon wieder."Auch Fremde, die auf die Pühringerhütte wanderten, wollten unbedingt dabei sein und halfen spontan bei den Vorbereitungen, wollten bleiben und schliefen im Zelt. Es gab keine Grenzen mehr zwischen allen, die sich an diesem Tag begegneten. ... Dann, beim Appelhaus, haben die "Pascher" aus Bad Aussee schon gewartet. Die Begegnung zwischen den gegensätzlichen Musikdarbietungen war ohne Vorurteile, sehr frei und die Bad Ausseer waren begeistert von den Tonga. ... Alle sind sich im Laufe der Woche näher gekommen. Bei der Vorbesprechung im Turnsaal sa&azlig;en auf der einen Seite die Tonga - auf der anderen Seite "die anderen". Bei der Begrüßung im Musikpavillon wurde es schon lockerer und der Höhepunkt war dieses Fest am Elmsee - ab da gab es optimalen Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft. ... Die Expedition war ein schönes Erlebnis, in dieser Landschaft.

Fredl Wögerbauer, Stadtwerkstatt, wanderte die ganze Strecke mit


Am Abend sind alle zusammengesessen, mit großer Bereitschaft zum Näherkommen und im Gegensatz zum Wandern tagsüber vermischten sich die Tonga und die Europäer. Bei den Frauen war eine Annäherung schwieriger, außer beim Tanzen. Als der Bürgermeister von Grundlsee allen Frauen ein Busserl gab, war das für die Männer seltsam. ... Es war eine gute Gelegenheit für das Zusammentreffen mit einer fremden Mentalität. Die Chance, nach Zimbabwe zu kommen, ist nicht so groß. Auch von den Einheimischen her war die Stimmung sehr gut, den Ausseern hat es gut gefallen, die Begegnung zwischen österreichischer Volksmusik und Tonga-Musik.

Margit Mühlberger, Mutter von drei Kindern, ab Pühringerhütte dabei.


Je größer der Höhenunterschied zum Tal wurde, umso freundlicher und hilfsbereiter waren die Leute. ... Die Musik der Tonga war mir so fremd am Anfang, ich habe sie abgelehnt, für mich waren es schräge Töne.Ich habe aber nur Zeit gebraucht, bis ich erkannte, daß in der Musik ihre Kultur, ihre Erfahrungen drinnen sind, daß sie einzigartig ist. ... Der Elmsee liegt in einem größeren Talkessel, es war genug Platz da zum Gehen und Tanzen. Die Bewegung geht ja bei den Tonga konform mit der Musik. Die Töne wurden durchs Tal getragen, die Schallwellen von den Felsen zurückgeworfen und mehrere Sequenzen kamen als Echo von der Natur zurück. Einheimische, die aus einem anderen Tal heraufkamen, berichteten, daß dort 1000 verschieden Klänge von Glocken zu höören waren. ... Anfangs waren alle eher reserviert, z.B. bei der Ankunft am Bahnhof gab es zwei Gruppen: die Tonga und die anderen. Dann langsames Betasten; die schauen anders aus, machen die Schuhbänder nicht zu, sind halt anders. Dann wurde die Atmosphäre immer wärmer, nach jedem Konzert wurde es besser. Man brauchte nicht soviele Worte, da die sprachliche Verständigung eher schwierig war, sondern man lachte sich an. ... Beim Begrüßungskonzert durch die Blasmusik in Hinterstoder setzte sich ein Tonga einen Trachtenhut auf. Einem blinden Mädchen wurden die Instrumente sehr liebevoll durch Betasten erklärt. ...

Horst Mayerhofer, Tonmeister, Tonaufnahmen im Toten Gebirge.


Den stärksten Eindruck machte auf mich die Musik der Tonga. Ich habe sie nicht so sehr als Musik erlebt, sondern mehr als Ritual. Nicht so sehr zum Tanzen, sondern eher als Bewegung, so wie die sich bei ihrer Musik aufeinander zu - und wieder wegbewegen.. Beim Konzert am Elmsee nahmen die Tonga immer wieder Leute in ihre Mitte und ihre Musik-Bewegung auf, es war keine Distanz mehr spürbar. ... Beim Gipfelkonzert am Großen Priel war für mich zum ersten Mal Nähe spürbar zwischen den Tonga und anderen Teilnehmern. Jeder mühte sich den Berg hinauf, die Tonga spielten dann am Gipfel, statt sich ausruhen zu können. Durch die Musik war die Annäherung möglich ... Das Abschlußfest in Ebensee war für mich eher ein Spektakel, bei dem die Tonga als etwas Exotisches auf den Präsentierteller kamen ... Für meine eigenen und auch die anderen, schon größeren Kinder war es ein intensives Erlebnis. Sie konnten sich schneller auf die Begegnung einlassen als die Erwachsenen. Sie waren fasziniert von den Tonga und würden gern selbst hinfahren, um sie dort in Zimbabwe zu erleben. Besonders die Mädchen interessierten sich dafür, wie die Frauen leben, wie es in den Familien ist.

Andrea Gehart, Waldorflehrerin, Interview 22.11.97


... Nach 4 Stunden Wanderung erreichten wir ein Hochkar, in dem plötzlich außerirdische Klänge zu hören waren. Sie begleiteten uns die letzte halbe Stunde bis zur Hütte. Vor uns im Talkessel lag der Elmsee, an dem die Tonga ihre Musik spielten. ... das imposante Berggebilde des Kalkofens. Diese Szenerie zusammen mit der Musik hinterließ einen tiefen Eindruck. ... Von der Püühringerhütte zum Appelhaus trug zuerst das Pferd die Lasten, bis es zu steil wurde. Ich habe dann die zweitgrößte Trommel übernommen, das wurde eine starke Yogaübung für mich, die lange Wanderung an diesem heißen Tag, mit dem Gewicht der Trommel auf meinem Rücken. Die Tonga selbst habe ich bei der Wanderung nicht erlebt, erst nach der Ankunft am Appelhaus habe ich mich zu ihnen gesetzt und sie hatten nichts dagegen. Die Verständigung lief eher über Gesten, manche Tonga sprachen Englisch, aber mit starkem Akzent. ... Ich erlebte die Tonga als sehr zugänglich für Humor, sie besitzen Herzensbildung und es war ihnen wichtig, miteinander zu lachen - das war sicher die beste Kommunikationsbasis. ... Am stärksten beeindruckt hat mich die Musik der Tonga. Einmal versuchte ich, in so ein Horn zu blasen, ist mir aber nicht gelungen. Am ersten Tag hatte ich Scheu, wollte sie nicht stören. Mit der Zeit sind wir uns aber nähergekommen. Den besten Zugang hatte ich zum ältesten Mann der Tonga, er war über siebzig..

Fredl Hofer, wanderte ab Pühringerhütte mit


Für mich als Holzbläser und Volksmusikant war die Musik interessant und ich war gespannt, wie man mit Hörnern, deren jedes nur einen einzigen Ton hervorruft, überhaupt eine Melodie zusammenbringt. Es funktioniert aber und zwar dann, wenn jeder exakt jenen Moment erwischt, in dem ausgerechnet sein Instrument an der Reihe ist. Da ist unser kompliziertester Pasch im Salzkammergut samt Vor- Zuawi- und Sechsterpasch eine Kindermelodie dagegen. Der Abend am Elmsee war kein Konzert. Nein, es war ein Fest - und ich hatte den Eindruck, daß unsere afrikanischen Freunde nach wenigen Minuten vergessen hatten, daß sie nicht allein sind und von uns beobachtet werden. Sie lebten ihren Tanz, als ob das Echo der Berge ihre alltägliche Umgebung wäre - und das mit einer Hingabe, die wir nur von Kindern kennen. Die Fröhlichkeit dieser Menschen übertrug sich auf uns und machte uns glücklich. ... Sprachlich war es nicht immer leicht, weil ich nicht unterscheiden konnte, wann sie Englisch und wann sie Tonga sprechen. ... Der Abend am Appelhaus war eine Begegnung mit heimischen Musikanten und das gegenseitige Interesse heizte die Stimmung so an, daß es sehr spät wurde ...

Erich Gaiswinkler, Altaussee, Bergführer und Autor von Wanderbüchern


Gratuliere! die tonga-expedition durch das tote gebirge war eines der herausragendsten und gelungensten experimente der österreichischen kulturlandschaft in den letzten jahren. Als teilnehmer konnte ich miterleben, wie man durch ein durchdachtes und wohlausgefeiltes projekt mitten in den österreichischen tourismuseintopf ein wirkliches "kultur/naturabenteuer" hinzaubern kann. Die schwierige Verbindung von kunst und tourismus, kultur und natur, arbeit und freizeit, tradition und moderne wurde hier in einem hohen und sinnvollen maße verwirklicht. die synthese ist gelungen. gratuliere. solche projekte sind beispielgebend für österreich. Ich danke georg ritter und gotthard wagner für diese idee, für die planung und auch für die in der improvisation perfekte durchführung, den tongas für ihre urgrundtiefe musik und ihre tänze und allen anderen teilnehmern für ihre beiträge zum gelingen dieser einzigartigen expedition.

28. august 1997, werner überbacher, musikforum viktring-klagenfurt, an: tonga@servus.at